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Zuckerrübenanbau 2023: „Alles 2 bis 3 Wochen später“

| Überregional

Von der Aussaat bis zur Ernte

Die Ausgangslage

Im Gegensatz zu den Vorjahren begann 2023 mit Flächen, die eine Frostperiode im Dezember 2022 erlebt hatten. Dies führte zu einer deutlichen Reduzierung der Zwischenfruchtmischungen, einschließlich Ölrettich, und die meisten Bestände waren sicher abgestorben. Trotzdem entwickelten sich Gräser und Ausfallgetreide weiter, was den Einsatz von Totalherbiziden erforderlich machte. Im Gegensatz zu den trockenen Jahren zuvor waren die Böden in vielen Gebieten wieder gut mit Wasser versorgt. In der Region Könnern war dies jedoch nicht der Fall, da die Jahre 2018-2022 deutlich zu trocken waren.

Verspätete Aussaat

Die Witterungsbedingungen und die daraus resultierenden nassen Böden ließen eine frühzeitige Aussaat nicht zu. Erst ab Ostern konnte mit der Aussaat der ersten Flächen begonnen werden. Durch die feuchten Witterungsbedingungen verzögerte sich der Aussaatprozess jedoch weiter, so dass die meisten Rüben erst ab Ende April gesät wurden.

Läuse und Vergilbung

Besonders bei den Osterrüben im Rheinland gab es bereits im 1. Laubblatt-Stadium einen starken Zuflug der Schwarzen Bohnenlaus und die Bekämpfungsschwelle von 30% befallener Pflanzen wurde oft erreicht und überschritten. Der Befall durch die grüne Pfirsichblattlaus lag größtenteils unter der Bekämpfungsschwelle von 10 % und blieb auch im weiteren Jahresverlauf niedrig. Nützlinge waren früh und in großer Anzahl vorhanden. Ab August wurden erste Vergilbungsnester sichtbar, die sich aber kaum weiterentwickelten. Insgesamt gesehen zeichnete sich das Auftreten der virösen Vergilbung fast ausschließlich durch befallene Einzelpflanzen bzw. kleine Nester aus.

Unkrautbekämpfung

Die feuchten Böden und die Niederschläge Mitte Mai führten bei den ersten beiden Herbizid-Anwendungen zu sehr guten Wirkungsgraden. Der Spritztermin musste oftmals nach der Befahrbarkeit der Böden und Wind ausgerichtet werden. Einige Rüben zeigten sogar Herbizidstress. Im weiteren Verlauf wurde es jedoch trockener und die Wachsschichten nahmen zu, wodurch die Wirkung der Herbizide nachließ, sodass das Unkrautproblem mit der 3. NAK auf einigen Flächen nicht vollständig gelöst wurde. Spätverunkrautung war jedoch eher selten anzutreffen.

Verspäteter Reihenschluss

Die verspätete und lange Aussaatphase beeinflusste den Zeitpunkt des Reihenschlusses. Daher befanden sich die Zuckerrübenbestände in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien und im Durchschnitt lag die Pflanzenentwicklung gegenüber dem Vorjahr um ca. zwei bis drei Wochen zurück.

Von Grün über Gelb zu Braun

Ab Mitte Juli wurde ein moderater Anstieg von Cercospora beobachtet. Im weiteren Vegetationsverlauf war besonders im Bereich Könnern ein starker Anstieg des Befallsdrucks ab Anfang August zu beobachten. Aufgrund der teilweise verspätet durchgeführten Anschlussbehandlungen und der ständigen Blattfeuchte wurden zur Ernte braune Flächen mit Extrembefall durch pilzliche Blattkrankheiten sichtbar, obwohl vielfach 2-3 Fungizidbehandlungen durchgeführt wurden.

Stolbur in Zuckerrüben

In diesem Jahr trat im Süden von Deutschland erstmals in größerem Ausmaß Stolbur auf. Stolbur bzw. das Phytoplasma-Bakterium wird wie SBR von der Schilfglasflügelzikade und anderen Zikadenarten übertragen. Im Gegensatz zu SBR, wo es zu einem Abfall des Zuckergehaltes kommt, führt eine Stolburinfektion zu Gewebeschäden an den Rüben, die zu einer gummiartigen Konsistenz - sogenannte „Gummirüben“ - und zu einer geringeren Lagerfähigkeit führen. Die Erträge betroffener Flächen fallen leicht geringer aus, weil der Zuwachs im Herbst eingeschränkt ist. Bei Pfeifer & Langen sind die betroffenen Gebiete vor allem an der Elbe und Saale zu finden. Um die betroffenen Rüben schnellstmöglich in die Fabrik zu bringen und zu verarbeiten, wurden hier die Rodefolgen angepasst. Mit dieser Maßnahme konnten größere Verluste von den landwirtschaftlichen Betrieben abgewendet werden.

Niedrige Zuckergehalte aber gute Erträge

Durch die gute Wasserversorgung und die geringe Sonneneinstrahlung im wolkigen Sommer 2023 wurde das Rübe-Blatt Verhältnis in Richtung Blatt begünstigt. Die Bestandesdichten waren auf sehr hohem Niveau. Somit ernteten die Landwirte bereits im Oktober gute bis sehr gute Rübenerträge - jedoch mit historisch niedrigen Zuckergehalten. Die Ernte und Abfuhr der Rüben fanden witterungsbedingt seit Mitte Oktober unter teilweise extrem nassen Bedingungen statt, wodurch Stand 02. Januar 2024 noch immer einige wenige Flächen nicht gerodet werden konnten. Ob die Fröste in den nächsten Tagen dazu führen, dass die meisten der noch verbleibenden Hektare geerntet werden können, ist offen.

Nach vielen trockenen Jahren, schwachen Durchschnittserträgen und vielen pflanzenbaulichen Problemen wird das Rübenjahr 2023 voraussichtlich als äußerst nasses und ertragreiches Jahr in Erinnerung bleiben.

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