Die aktuelle Preissituation am Stickstoffmarkt lässt viele Praktiker über Möglichkeiten zur Kosteinsparung nachdenken. Eine davon ist, KAS durch den günstigeren „Allerweltsdünger“ Harnstoff zu ersetzen.
Harnstoff ist weltweit der mit weitem Abstand wichtigste N-Dünger, während KAS nur wenige Prozentpunkte weltweiten Marktanteil hat. Unter aktuellen Marktbedingungen ist der Preis je kg N beim Harnstoff um 20 – 40 % niedriger als beim KAS.
Warum setzt man dann nicht längst flächendeckend auf Harnstoff?
Harnstoff hat gegenüber KAS zwei entscheidende Nachteile:
1. Eine homogene Verteilung mit dem Düngerstreuer ist deutlich schwieriger zu bewerkstelligen.
2. Die Gefahr von Stickstoffausgasungen ist deutlich höher.
Die Herausforderungen beim Streuen liegen im deutlich geringeren spezifischen Gewicht und der feineren Körnung im Vergleich zu KAS begründet. Auch führt der hohe relative N-Gehalt zu geringeren absoluten Ausbringungsmengen, wodurch der relative Streufehler steigt.
Gute Ausbringungstechnik und Erfahrung im Umgang mit Harnstoff können diesen Nachteil aber ausgleichen.
Die Gefahr der Stickstoffausgasungen in Form von Ammoniak kann ebenfalls reduziert werden. Die Düngeverordnung verpflichtet zur unmittelbaren Einarbeitung oder zu Harnstoffprodukten mit Ureasehemmern. Auch ausreichende Bodenfeuchte, geringe Temperaturen und nicht zu hohe Boden-pH-Werte verringern die Ausgasung von Stickstoff. Gleichzeitig wird durch gute Ausbringungsbedingungen oder Ureasehemmer die Gefahr von Ammoniakschäden am Rübenkeimling verringert.
Fazit: Der preisliche Vorteil des Harnstoffes wiegt aktuell besonders schwer. Die Nachteile gegenüber etablierten N-Dünger sind zwar gravierend, aber durch behutsames Vorgehen und angepasste Technik beherrschbar.