Rückblickend gehört das Jahr 2020 für die meisten Anbauer zu den schwierigeren Rübenjahren. Es ist durch einige Besonderheiten geprägt, die von Spätverunkrautung bis sehr hohen Ernteergebnissen variieren.
Zum Jahreswechsel 2019/2020
- In den meisten Regionen wurde der Wasserspeicher im Winter aufgefüllt (Ausnahme Sachsen-Anhalt mit nFK im Schnitt zwischen 50-80%)
März bis Mitte April
- eher späte Aussaat, langer Aussaatzeitraum
- wenige Neusaaten
- scharfe NO-Winde und starke Sonneneinstrahlung fördern trockene Saathorizonte mit verzetteltem Auflauf und Etagenrüben
Ab Mitte April
- früher Zuflug der schwarzen Bohnen- und grünen Pfirsichblattlaus im Raum Euskirchen und Jülich und somit frühe Infektion mit Viröser Vergilbung
- Im Rheinland und in Lage lag eine schnelle Jugendentwicklung und Reihenschluss Anfang Juni vor. Die Rüben waren gut unterwegs. In Könnern wurde eine eher verhaltene Jugendentwicklung beobachtet.
- Die Trockenheit im April und Mai bedingte eine anspruchsvolle Unkrautkontrolle
Ab Ende Mai bis Ende Juni
- Die schlechte Wirkung der Bodenherbizide führt zu teilweise extremer Spätverunkrautung vor allem mit Gänsefuß und Melde
- normales Schosseraufkommen
- In Sachsen-Anhalt und hauptsächlich im südlichen Rheinland waren erste Trockenschäden bereits Juni/Juli sichtbar, erste Flächen wurden nach Möglichkeit beregnet
- erste Vergilbungsnester wurden sichtbar
Ab Juli bis Ende August
- schwacher Druck von pilzlichen Erregern, sowohl am Blatt als auch an der Rübe
- teilweise Trockenschäden auf schwächeren Standorten sichtbar
- kaum Probleme mit Fäulen (Rhizoctonia, Ditylenchus…)
- Spezialgeräte zur Bekämpfung der Spätverunkrautung kommen auf Extremflächen zum Einsatz (Unkrautzupfer, Fa. Klünder, Meldomat, Fa. Derichs)
- starker Befall mit Rübenmotte, vor allem im könneraner Bereich und später auch im südl. Rheinland jedoch kaum Fäulen
- teilweise schwache und ungleichmäßige Entwicklung der Zwischenfrüchte
- auf einigen Flächen der Zuckerfabrik Könnern erste Schäden durch SBR zu beobachten (Syndrom des niedrigen Zuckergehaltes)
- In den meisten Regionen führen die Niederschläge im Spätsommer/Frühherbst zu deutlichen Zuckerertragszuwächsen
- allerorts hohe Zuckergehalte
- im Rheinland sind flächendeckend Vergilbungsnester deutlich sichtbar, in den weiteren Regionen hauptsächlich nur Einzelpflanzen
Ab Ende September
- Der Start der Rübenkampagnen wurde auf Ende September/Anfang Oktober hinausgezögert
- Das neue Logistikportal „Field 2 Factory“ (F2F) wurde im Rheinland und Lage erfolgreich eingeführt. Dank dieses Tools stehen im diesem Jahr den Landwirten alle Informationen, die mit der Logistik im Rübenanbau verbunden sind, auf einen Blick zur Verfügung.
- allgemein gute Bedingungen für Rübenernte, Transport und Weizenaussaat
- Im Rheinland und Lage sehr gute Ertragszuwächse im Herbst. In der Region Könnern eher verhalten.
- standortabhängige Ertragsschwankungen in den Regionen und den Betrieben
- Kampagneende in letzter Dezemberdekade (Ausnahme Jülich, Anfang Januar und Lage, Ende Januar)
Das Anbaujahr 2020 ist aber auch gekennzeichnet durch die Diskussion um den Wegfall wichtiger Wirkstoffe bei Herbiziden (DMP) und Fungiziden (Azole). Im Dezember erhält das Rheinland eine Notfallzulassung für die Neonic-Beize, Cruiser 600 FS mit dem Wirkstoff Thiamethoxam für das Anbaujahr 2021. Bei vielen Sorten besteht noch die Möglichkeit die Beize zu wechseln.