Das bundesweit einheitliche Monitoring des Zuflugs der Schilf-Glasflügelzikade an über 600 Standorten in Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüsekulturen verzeichnet seit zwei Wochen einen deutlichen Anstieg der Fänge in den süddeutschen Anbaugebieten. Stellenweise werden mehr als 10 Zikaden pro Standort gefangen. Die Situation ist im Rheinland bislang unproblematisch. Auf nur wenigen der über 100 Monitoring-Standorte in NRW wurden einzelne Zikaden gefangen. Diese Zikaden wurden zudem genetisch untersucht und tragen tatsächlich keinen der beiden bakteriellen Erreger, welche die Krankheiten SBR und Stolbur verursachen.
Daher ist in NRW aktuell die Notwendigkeit einer Insektizidmaßnahme nicht gegeben! Eine Anwendung ist außerdem nur nach amtlichem Warndienstaufruf zulässig!
NRW ist zusammen mit Niedersachsen als Grenzregion des Zikaden-Befalls eingestuft worden. Die von den Pflanzenschutzdiensten der Länder und dem Julius-Kühn-Institut (JKI) beschlossene Einstufung in Hot-Spot-, Übergangs- und Grenzregionen dient einer Priorisierung der Bekämpfungsmaßnahmen in Abhängigkeit von der regionalen Betroffenheit. Im Folgenden sind die Kriterien der regionalen Einstufung aufgeführt:
Hot-Spot-Regionen (Regionen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz)
- über 50 % der Pflanzen mit den Erregern (ARESPH und PHYPSO) befallen
- hoher Anteil an Doppelinfektionen
- hohe Fangzahlen von SGFZ
- hoher Besatz an Nymphen
- mind. 10 – 20 % geringere Erträge
- mind. 1,5 – 2 % geringerer Zuckergehalt
Übergangsregionen (Regionen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen-Anhalt)
- 10 - 50 % der Pflanzen mit den Erregern (ARESPH und PHYPSO) befallen
- Erreger in Zikaden und Kulturen nachgewiesen
- erste Symptome von SBR/Stolbur
- vereinzelt Nymphen
- geringer Umfang an wirtschaftlichen Schäden
Grenzregionen (Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen)
- geringe Fangzahlen von SGFZ
- kein bis sehr geringer Nymphenbesatz
- unter 10 % mit Erreger befallenen Pflanzen
- Erreger in symptomatischen Pflanzen nachgewiesen
- keine bedeutsamen Ertrags- oder Zuckergehaltsverluste