Die Schilfglasflügelzikade:
Die Schilf-Glasflügelzikade hat sich im Laufe der Zeit an die häufig vorkommende Fruchtfolge Zuckerrüben – Winterweizen angepasst. Die adulten Zikaden fliegen im Frühjahr (Mai/Juni) in die Zuckerrübenbestände ein und saugen an den Unterseiten der Blattstiele. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier im Boden am Zuckerrübenkörper ab und es schlüpfen die Nymphen, welche insgesamt fünf Nymphenstadien durchlaufen. Die Nymphen ernähren sich zunächst von den Wurzeln und den Säften der Zuckerrübe und nach der Ernte von denen des nachfolgenden Winterweizens. Die Nymphen sind im Boden äußerst mobil und wandern bei sinkenden Temperaturen bis zu 40-50 cm tief in den Boden ein. Im Frühjahr entwickeln sich die Nymphen dann zu adulten Zikaden, welche vom Weizen aus wieder in die nächstgelegenen Zuckerrübenfelder einfliegen.
Die Krankheitserreger:
Die Zikade allein führt jedoch nicht zu den starken Ertragseinbußen, es sind die Erreger, die die Krankheiten SBR & Stolbur verursachen. Von der Schilf-Glasflügelzikade werden zwei verschiedene Bakterien übertragen: Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus (ARSEPH) und Candidatus Phytoplasma solani (PHYPSO). Die Bakterien wiederum haben sich an die Schilf-Glasflügelzikade angepasst. Normalerweise werden Bakterien über den Darm ausgeschieden, in diesem Fall haben es die Bakterien geschafft die Darm-Barriere zu überwinden und in die Hämolymphe (Körperflüssigkeit aus Blutplasma und Lymphe) aufgenommen zu werden. Somit werden sie nicht nur von der Zikade aufgenommen, sondern auch wieder (an die Pflanze) abgegeben. Diese Bakterien haben außerdem einen positiven Einfluss auf den Energiestoffwechsel der Zikade – sie wird deutlich vitaler.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Schilf-Glasflügelzikade als solche zu erkennen – denn nicht jede beliebige Zikadenart ist in der Lage die Bakterien auch an die Pflanzen abzugeben!
Ebenfalls wichtig ist, dass ARSEPH (SBR) über horizontalen Transfer übertragen wird. Das bedeutet, das Bakterium wird von den adulten Zikaden direkt an die Nachkommen weitergegeben. Bei PHYPSO (Stolbur) ist dies nicht der Fall. Hier müssen die Nymphen sich zunächst mit PHYPSO (Stolbur) an einer infizierten Pflanze „aufladen“.